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Chirurgenstahl: Zusammensetzung, Verträglichkeit und Tipps für die Pflege

Chirurgenstahl: Zusammensetzung, Verträglichkeit und Tipps für die Pflege

Chirurgenstahl ist nicht das, wonach es klingt: Das Edelmetall findet primär Anwendung in der Schmuckbranche und hat streng genommen mit dem medizinischen Chirurgie-Begriff nur wenig zu tun. Bei Piercings kommt das Material besonders häufig zum Einsatz, etwa für die Herstellung von Barbells. Dennoch stand der Stahl eine lange Zeit unter Verdacht, Allergien auszulösen. Mittlerweile produziert die Schmuckindustrie weitestgehend Stücke aus Chirurgenstahl, in denen Nickel nicht mehr in freier Form vorkommt. Wir klären auf, was es mit dem Begriff Chirurgenstahl auf sich hat, welche Legierungen er aufweist und worauf du achten solltest, wenn du Schmuck aus dem besonderen Edelmetall trägst.

Was ist Chirurgenstahl?

Bei dem Begriff Chirurgenstahl handelt es sich um eine umgangssprachliche Bezeichnung für den Stahl mit der Werkstoffnummer 1.4404. Der Stoff ist heute noch besser bekannt unter der amerikanischen Bezeichnung 316L. Obwohl Chirurgenstahl auch für die Herstellung von medizinischen Gegenständen Verwendung findet, kommt er noch häufiger in der Piercingbranche vor. Es handelt sich um den meistverwendeten Stoff für die Herstellung beispielsweise von Augenbrauenpiercings, Ringen, Ohrsteckern, Lippenpiercings, Zungenpiercings und Anhängern.

Welche Legierungen gibt es bei Chirurgenstahl?

Stahlsorten, aus denen Schmuck und andere Gegenstände hergestellt werden, weisen immer eine Mischung aus unterschiedlichen Bestandteilen und Metallen auf. Das bezeichnet man als Legierung. Chirurgenstahl besteht aus folgenden Legierungsbestandteilen:

  • Chrom
  • Kohlenstoff
  • Molybdän
  • Mangan
  • Nickel
  • Phosphor
  • Silizium
  • Schwefel

Wie verträglich ist Chirurgenstahl?

Ob für Tragus-Piercings, Ohrstecker oder als Barbell: Grundsätzlich gilt Chirurgenstahl als gut verträglich. Beachte dennoch, dass jede Stahlart Nickel enthält – was auch bei Ohrsteckern oder anderem Schmuck aus dem speziellen Edelstahl der Fall ist. Deshalb raten Profis manchmal von der Verwendung von Chirurgenstahl ab, wenn jemand unter einer Nickelallergie leidet. Wie der Körper auf den Stahl reagiert, unterscheidet sich jedoch von Fall zu Fall. Gut zu wissen: Bis zum Jahr 2004 galt eine spezielle Nickelverordnung für EU-Länder, die Erst-Piercings aus Chirurgenstahl untersagte. Mittlerweile ist die Stahlart für Erst-Piercings wieder zugelassen, weil Nickel innerhalb der speziellen Legierung stets in gebundener Form vorkommt. Zum Vergleich: Nickel in freier Form, das sich auf den Körper übertragt, gilt als schädlicher, weil er Allergien begünstigt.

Was sind die Vorteile von Chirurgenstahl?

Diese Vorteile weist Chirurgenstahl auf:

  • Das Edelmetall lässt sich mit Gold beschichten, was verschiedene Schmuckdesigns und Farben ermöglicht.
  • Es rostet und verfärbt nicht. Damit punktet der Stahl zum Beispiel echtem Silber gegenüber, welches als nicht korrosionsbeständig gilt und schnell verfärbt.
  • Chirurgenstahl ist lichtbeständig und verblasst nicht.
  • Es ist möglich, das Metall zu sterilisieren. Das ist zum Beispiel bei einem Material wie Acryl nicht möglich.
  • Auch im Vergleich zu Titan weist das Material Vorteile auf: Es ist kostengünstiger und kann – aufgrund der besonders blanken Oberfläche – mit unterschiedlichen Designs verziert werden.

Was sind die Nachteile von Chirurgenstahl?

Beachte aber auch folgende Nachteile bei der Verwendung von Chirurgenstahl:

  • Für Allergiker eignet sich der Stahl nicht.
  • Wer das Edelmetall als Zungenpiercing trägt, riskiert eine Schädigung der Zähne, da es diese angreifen kann.
  • Titan wiegt weniger als Chirurgenstahl, was gegen Letzteren spricht. Wer viel Schmuck aus Chirurgenstahl trägt, empfindet das Gewicht langfristig häufig als unangenehm.
  • Freiliegende Schmuckstücke aus Chirurgenstahl werden oft schnell kalt auf der Haut, wenn du dich zum Beispiel an der frischen Luft aufhältst.

Wie pflege ich Barbells, Ohrstecker, Tragus-Piercings und Co. aus Chirurgenstahl?

Du bemerkst Kratzer an deinem Schmuck aus Chirurgenstahl oder stellst eine Verfärbung fest? Mit den folgenden Tipps und Tricks bringst du Ohrringe, Ketten und Armbänder wieder zum Glänzen und beugst Verunreinigungen oder Schäden an den Schmuckstücken vor:

  1. Verwende ein sauberes Tuch, um leichte Verschmutzungen ganz einfach zu entfernen. Spezielle Reinigungsmittel benötigst du in diesem Schritt nicht: Chirurgenstahl verfärbt nicht und oft handelt es sich um eine oberflächliche Verschmutzung, die wie eine Verfärbung wirkt.
  2. Gehe mit Steinchen, Kugeln und anderen Details aus beispielsweise Zirkonia behutsam um, wenn du Schmuck aus dem speziellen Edelmetall reinigst. Während das Grundgerüst aus Chirurgenstahl als äusserst robust gilt, entpuppen sich Details aus anderen Materialien oft als weniger stabil.
  3. Lege deinen Schmuck stets ab, wenn du ein Heilbad nimmst. Heilbäder können Schwefel enthalten, was auch besonders robusten Metallen schadet.

Welches Material verwende ich, wenn ich Chirurgenstahl nicht vertrage?

Ob Bauchnabelpiercings, Ohrringe oder Nasenpiercings: In seltenen Fällen kommt es vor, dass einige Menschen Schmuck aus Chirurgenstahl nicht vertragen oder einfach nicht tragen möchten. In einem solchen Fall berät dich dein Juwelier oder Piercer und schlägt dir passende Alternativen vor. Wünschst du dir etwas Ähnliches wie den Silberstahl, eignet sich – zumindest optisch – auch echtes Sterlingsilber. 925-er Silber weist jedoch den Nachteil auf, dass es nicht nur kostspieliger ist, sondern auch rostet. Dennoch handelt es sich um ein hochwertiges Material. Es gibt auch nichtmetallische Alternativen auf dem Markt: Entscheide dich zum Beispiel organischen Schmuck, etwa aus Horn oder Holz. Der Vorteil: Diese musst du bei einer medizinischen Untersuchung nicht einmal von deinem Körper entfernen, während es sich bei echtem Chirurgenstahl anders verhält.

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